Die Stifthaltung ist wohl einer der Bereiche, die beim Zeichnen lernen am meisten vernachlässigt werden. Natürlich soll jeder den Stift so halten, womit er sich am wohlsten fühlt. Allerdings kann es sein das man sich selbst Möglichkeiten nimmt und sich das Leben unnötig schwer macht. Es ist ähnlich wie beim Klavier spielen. Nutze ich mir dort eine ungeeignete Hand und Körperhaltung, wird es schwer werden gewisse Lieder zu spielen, weil es technisch kaum möglich ist.

Viele halten den Stift wie beim Schreiben. Schreiben und Zeichnen sind zwei komplett unterschiedliche Tätigkeiten. Beim Schreiben führst du den Stift in kleinen Bewegungen aus dem Handgelenk heraus. Der Ellenbogen ist dabei fest. Der Stift wird dabei im Dreipunktgriff nahe an der Stiftspitze gehalten.

Schreibgriff – Dreipunktgriff nah an der Stiftspitze

Beim Zeichnen sind die Bewegungen größer, so dass du aus dem Arm heraus zeichnen solltest. Mit einem festen Ellenbogen ist das nicht möglich. Schraffuren sind gekrümmt und der Bleistift wird zu hart aufgedrückt. Am Ende sind deine Hände müde und verkrampft.

Das unterschiedliche Halten des Stiftes, beeinflusst die Linienführung auf dem Papier. Es schränkt die Möglichkeiten beim Zeichnen stark ein, wenn der Stift immer auf ein und dieselbe Art und Weise gehalten wird. Es gibt mehrere Arten den Stift beim Zeichnen zu halten. Ich zeige dir hier die beiden gängigsten Arten.

Dreipunktgriff – Zeichnen
Zeichnest du hauptsächlich auf DIN A4 oder kleiner, wirst du den Stift meist im Dreipunktgriff halten. Der Unterschied zum Dreipunktgriff beim Schreiben ist, das du den Stift weiter weg von der Spitze hältst. Der Stift wird mit Daumen, Zeige- und Mittelfinger gehalten. In dieser Haltung nutzt du die Spitze des Stiftes. Den Stift kannst du mit den Fingern steuern. Dieser Griff ist praktisch um kleine, präzise Linien zu zeichnen. Achte darauf das du den Ellenbogen locker lässt und längere Linien aus dem gesamten Arm heraus zeichnest.

Dreipunktgriff – Der Griff ist locker und etwas von der Spitze entfernt

Überhandgriff
Es ist der bevorzugte Griff beim akademischen Zeichnen. Die Hand befindet sich über dem Bleistift. Den Stift hältst du leicht zwischen den Fingern und Daumen. Er liegt beinahe parallel zur Zeichenfläche, wodurch die Seite des Stiftes nutzbar wird. Der Griff benötigt keinen abgestützten Arm. Auf vertikaler Ebene (z.B. Zeichenbrett) lässt sich der Überhandgriff am besten anwenden. Zeichnest du auf horizontaler Ebene, biege dein Handgelenk etwas nach vorne. Du kannst mit diesem Griff die Spitze und die Seiten der Mine nutzten. In dieser Position kannst du kraftvolle, geschwungene Linien von dick nach dünn erzielen. Durch eine Drehung des Handgelenkes, während du den Strich ziehst, kannst du Linien von dünn nach dick zeichnen. Der Überhandgriff zwingt uns aus der Schulter zu zeichnen, anstatt aus dem Handgelenk. Besonders für Zeichenstudien auf größeren Formaten ist dieser Griff super.

Überhandgriff

Meine Empfehlung ist es, diese Griffe immer wieder zu nutzen. Am Anfang mag das ungewohnt sein, aber nach einiger Zeit wirst du die Vorteile ganz klar merken und du denkst nicht mehr darüber nach, wie du den Stift hältst. Natürlich ist es jedem selbst überlassen. Aber möchtest du Verbesserung in deinen Zeichnungen, wäre es einer meiner ersten Tipps, die ich dir geben würde.

Oft bekomme ich mit, dass sich jemand beschwert das seine Outlines nicht so schön werden und es einfach nicht funktioniert. Dann sehe ich das der Stift sehr eigenartig zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt wird. Ich habe auch schon gute Künstler mit dieser sehr unpraktischen Stifthaltung gesehen. Dennoch ist das alles andere als empfehlenswert.